Heftige Kontroversen lösen alle Themen aus, die mit Antisemitismus, Juden und Israel zu tun haben.
Jede Diskussion ist vergiftet von Meinungsterror, besonders da die Unterschiede zwischen Antisemitismus und Israel-Kritik vielen nicht bekannt sind und von anderen ignoriert werden.
Man muss 70 Jahre zurückschauen, auf die Gründung des Staates Israel, um die Probleme zu verstehen, die noch heute lapidar als „Nahostkonflikt“ bezeichnet werden.
Judenhass reicht noch viel weiter zurück in die Geschichte, ein prominenter Judenhasser war auch Martin Luther. Gründe kann man viele finden, das besondere daran ist jedoch, dass es kein „normaler“ Rassismus ist, der von Überlegenheitsdenken (ich bin mehr wert als der andere) geprägt wird, der Herrschaft über „unwertes Leben“ oder Anspruch auf fremden Besitz (andere Länder mit ihren Schätzen) beinhaltet.
Beim Antisemitismus oder Judenhass geht es darum, dass man Juden als „geistig überlegen und reich“ empfindet, und ihnen deshalb ihre Existenz neidet.
Zudem galten Juden lange als Volk ohne Land, deshalb waren viele Menschen der Meinung, dass sie „uns das Land und unser Geld wegnehmen“ wollen.
Da viele Juden geschickte und gebildete Kaufleute und Bankiers waren, die zudem ein hervorragendes Informationsnetz hatten, deshalb meist vor den anderen Menschen Informationen über Vorkommnisse in fernen Ländern erhielten, waren sie jenen gegenüber im Vorteil. Das trug zu ihrem ökonomischem Erfolg bei, die Erfolgsgeschichte der Familie Rothschild lässt sich über 500 Jahre zurück verfolgen.
Neid auf gebildete und reiche Menschen gehört auch heute noch zum Alltag, und wenn diese Menschen dann der gleichen Religionsgemeinschaft angehören, ist es zum pauschalen Hass nicht mehr weit.
Dabei waren die Juden der Weltgemeinschaft niemals eine homogene Gruppe, es gab auch bei ihnen die unterschiedlichsten Interessen.
Selbst zu Zeiten des Dritten Reiches und sogar noch im 2. Weltkrieg wurde das NS-Regime von jüdischen Bankern mit Krediten unterstützt, obwohl die Vernichtung der in Deutschland lebenden Juden längst begonnen hatte.
Allerdings wurden auch die Kriegsgegner des Dritten Reiches von ihnen unterstützt, ein Verhalten, das man auch in der Jetztzeit wiederfindet. Wer beide Kriegsparteien unterstützt – egal ob mit Geld oder Waffen – gehört auf jeden Fall zu den Siegern eines bewaffneten Konfliktes.
Perverses Denken?
JA, aber in der Finanzwelt weit verbreitet und politisch opportun.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs – und damit kommen wir wieder zum Thema des Beitrages – wollte man eine echte Heimat für alle Angehörigen des jüdischen Glaubens schaffen, also einen jüdischen Staat.
Warum wurde der nicht in Europa gegründet?
Oder in Nordamerika?
Australien?
Möglichkeiten gab es viele, doch niemand wollte einen jüdischen Staat in seiner Nähe, darüber sollten Engländer, Franzosen, US-Amerikaner einmal nachdenken.
Stattdessen nutzten Engländer und Franzosen ihr Protektorat Palästina, fernab der eigenen Ländereien, geostrategisch ein Brückenkopf in einer Region, die den europäischen und US-Interessen skeptisch gegenüber stand, um einen Staat zu schaffen, den niemand in der Nachbarschaft haben wollte.
So kann man durchaus die Regierungen Englands und Frankreichs als Urheber des Nachost-Konfliktes sehen.
Palästina ist außerdem die Region, in der 3 Religionen ihren Ursprung sehen, Christen, Juden und Muslime. Schon deshalb waren Konflikte und Probleme mit der Staatsgründung vorhersehbar.
1948 wurde der Staat Israel gegründet, dort lebende Araber wurden vertrieben, strenggläubige Juden waren der Meinung, dass die Araber nichts zu sagen hatten und eigentlich „minderwertig“ sind. Das war der Anfang des Konfliktes, der mehrere Kriege zur Folge hatte.
Verschärft wurde die Situation dadurch, dass jüdische Siedlungen außerhalb der Staatsgrenzen Israels gebaut wurden und Israel für sich die Verwaltungshoheit über ganz Palästina deklarierte.
Eine 2-Staaten-Lösung (also Palästina als eigener Staat neben Israel) wurde immer wieder als Lösung des Konfliktes propagiert, aber auch immer von orthodoxen Juden in Israel abgelehnt.
Lange wurde das „Existenzrecht Israels“ von den arabischen Nachbarstaaten abgelehnt, erst unter Premierminister Yitzak Rabin bahnte sich eine Lösung an.
Im Ausgleich für den Verzicht auf besetzte Gebiete wie das Westjordanland forderte er von den Nachbarstaaten die Anerkennung Israels, welche diese auch zusicherten.
Eine gewaltige Kundgebung der Friedensbewegung in Israel am 4. November 1995 zeigte, dass viele Israelis seine Meinung teilten und sich ein Ende des Konfliktes wünschten.
Doch Rabin hatte die Hetzparolen der konservativen Opposition unter Benjamin Netanjahu unterschätzt, nach der Demonstration gelang es dem Attentäter Yigal Amir zwei Schüsse auf Rabin abzugeben, die ihn so schwer verletzten, dass er kurz danach im Krankenhaus verstarb.
Amir hielt Yitzak Rabin für einen Verräter am jüdischen Volk, er behauptete auch stets von niemandem zu der Tat angestiftet worden zu sein.
Sieben Monate später übernahm Netanjahu die Regierung, seitdem eskalierte der Konflikt immer weiter, und es ist kein Einlenken der israelischen Regierung erkennbar, die Likud-Partei hat bisher alle Friedensangebote der arabischen bzw. palästinensischen Seite abgelehnt.
Yigal Amir sitzt weiter im Gefängnis und hat bis heute keine Reue für seine Tat gezeigt.
Das „Existenzrecht Israels“ wäre längst von den Nachbarstaaten der Nahost-Region anerkannt worden, wenn Israel eine vernünftige Friedenspolitik machen würde wie zu Rabins Zeiten. Doch unter Netanjahu ist das nicht zu erwarten, und letztlich stehen auch die geostrategischen Interessen der USA einem echten Frieden entgegen.
Auch der verstärkte Antisemitismus in Europa hat mit der Politik der Netanjahu-Regierung zu tun, weil – wie oben schon geschrieben – viele den Unterschied zwischen Israels Politik und allgemeinem Judenhass nicht erkennen wollen und weil die israelische Regierung jede Kritik als Antisemitismus brandmarkt.
Noch einmal kurz eine Erklärung des Nahost-Konflikts in einem Video